Wer meint, eine Situation nicht kontrollieren zu können, neigt dazu, sich in allen möglichen Farben und Formen, den Ausgang bildlich vorzustellen, bis hin zu schlimmsten Ereignis. Der Körper fährt parallel all seine Stresshormone hoch! Das Herz rast, die Atmung wird schneller, evtl. beginnen wir zu zittern. Immer wieder kreisen die Gedanken um diese Sache. Umso mehr wir darüber nachdenken, umso schlimmer kann das Szenario aussehen. Für unser Gehirn ist es gleich, ob etwas wirklich eingetreten ist oder dies nur in unseren Gedanken stattfindet.
Aber Sie sind diesen Gedanken nicht hilflos ausgeliefert, auch wenn es im ersten Moment so scheint. Gegensteuern können Sie üben. Vielleicht sagen Sie: „Das ist nicht leicht“. Mag sein. Trotzdem können sie Sie es versuchen. Die nach folgende Checkliste „Was kann ich aktuell tun bei „hoch gekochtem“ Stress?“ hält für Ihr eigene Stressregulation vielleicht den ein oder anderen Tipp bereit. Diese können Sie ausdrucken und an ihre Pinnwand heften oder unter die Schreibtischablage legen. Probieren Sie es aus. Sie wissen doch: „Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten (kleinen) Schritt!“
Was kann ich aktuell tun bei „hoch gekochtem“ Stress?
Stoppen Sie Ihre kontraproduktiven Gedanken und beruhigen Sie gleichzeitig den hochgefahrenen Körper! Dabei hilft kontrolliertes Abreagieren, d.h. Kurzreaktionen oder das Abrufen vorher einstudierter Übungen wie zum Beispiel…
- Dampf ablassen (aufstampfen, Faust auf den Tisch schlagen, schnell viele Treppen steigen, wenn möglich: Geräusche machen oder schreien). Abends: Sport treiben
- Papier zerknüllen (dabei konkret werden: „Dieser Armleuchter“)
- Handtuch wringen
- Fäuste machen, langsam bis 15 zählen
- Spazierengehen, eine Auszeit nehmen
- Methode Gedankenstopp anwenden
- Kontrolliert seinem Ärger Luft machen, aber nicht rein steigern!
- Wenn möglich, den/die Andere/n kontrolliert mit seinem Verhalten konfrontieren
- Ablenken, z.B. Blumen gießen, einen Kaffee holen gehen
- Am Computer spielen, zum Kopieren gehen, Schreibtisch aufräumen
- Mit einem/r vertrauten Kolleg/en/in sprechen
- Positive Selbstgespräche („Du schaffst das“, „Das hat er/sie bestimmt nicht so gemeint“, „Das wird sich bestimmt klären lassen“, „ICH habe die Situation in der Hand“, …)
- Wahrnehmungslenkung, d.h. was alles schon erreicht wurde oder was in der Freizeit Schönes ansteht oder ein schönes inneres Bild. Nicht am Stressor „kleben bleiben“.
- Eine erlernte Entspannungsmethode, mentale Übung oder Atemtechnik anwenden
- Wenn nichts hilft: Die Auszeit verlängern oder frei nehmen oder ein Arztbesuch.
Ein oder zwei dieser Vorschläge können Ihnen im Ernstfall schon (etwas) weiter-helfen. Probieren Sie es aus, was für Sie stimmig sein könnte. Den Ärger „raus lassen“, aber sich nicht zu sehr rein steigern. Mittel- und langfristig ist es sicher gut, sich Maßnahmen überlegen, den Stress-Stau gar nicht erst oder zumindest seltener entstehen zu lassen. Einen Entspannungskurs besuchen oder sich mit Mentalem Training beschäftigen. Oder Konfliktgespräche einüben und/oder versuchen, die Kommunikation in Ihrem Betrieb/Ihrer Behörde zu verbessern.
Über Ihre Fragen und Ergänzungen freue ich mich.
Lieber Herr Wershofen,
herzlichen Glückwunsch zu dem sehr gelungenen Blog.
Bin sehr gespannt auf Ihre Artikel.