Um 8 Uhr morgens wollten sie kommen, die Maler, um Fenster sowie die Haus- und Terrassentür von außen zu streichen. Ich möchte doch bitte schon mal alles freiräumen von den Fensterbänken und vor den Fenstern. „Alles“ meint 5 Räume, 1 WC und 2 Bäder, die Dachgeschossräume hatten zum Glück erst vor ein paar Jahren neue Fenster gekriegt.
Morgens 7.30 Uhr, meine Tochter bricht zur Schule auf. Draußen regnet es derweil immer mal wieder, es fisselt, wie man hier im Rheinland sagt.
„Alles frei räumen“ erinnere ich mich… Wäre also jetzt dran. Ich zögere.
Na, wer weiß, ob sie pünktlich sind, sie bei dem Wetter arbeiten können oder ob sie überhaupt kommen. Beim ersten Termin zum Abschätzen des Arbeitaufwandes hatte mich der Chef glatt draufgesetzt.
Also mache ich erst einmal mein Ding.
Nur zwei Fensterbänke leer geräumt, paar Bücherstapel aus dem Weg geschoben. und dann erst einmal den PC hochgefahren. Auch wenn sie im Arbeitszimmer ans Fenster müssen, den PC brauche ich heute so wieso den ganzen Tag immer wieder und die sperrige Schreibtischplatte direkt vor dem Fenster daneben kann ich eh nicht alleine heben.
An der Haustür oder im Bad könnten sie sofort loslegen, bis das Andere frei geräumt ist.
Ich fang solange mal mit meinen üblichen PC-Arbeiten an und komme um diese für mich doch recht frühe Arbeitszeit erstaunlich schnell in den sogenannten Flow, dem „Gefühl der völligen Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit“.
Ich mache eine kurze Pause, es ist schon 8.30 Uhr und keine Handwerker in Sicht.
Ich rufe auf dem Handy an, wo sie denn blieben. „Ja wir stecken im Stau und überhaupt, es regnet, wer weiß, ob wir überhaupt streichen können“.
Aha, zwei Parteien, ein Gedanke!!
Um 9.15 Uhr klingeln sie dann, kurzer Fenster- und Wettercheck, der Regen wird stärker. „Das können wir heute nicht machen. Der Lack ist auf Wasserbasis und bei der Feuchtigkeit zieht der zuviel Wasser und verläuft. Morgen wieder bei besserem Wetter….“
Sie waren freundlich, die Verspätung tat ihnen sichtbar leid und sie bemühen sich gute Arbeit abzuliefern und nicht zu schlampern. Es gibt sie also noch, die viel gelobte und so oft vermisste Handwerkehre! Am nächsten Tag kamen sie dann, ich habe in den Räumen frei geräumt, während sie schon an der Haustür loslegten und am nächsten Tag waren sie mittags fertig.
Aber warum schreibe ich das aber jetzt hier auf?
Nun, es hat mir wieder etwas klar gemacht. Und das könnte auch für Sie interessant sein.
- Sie können Ihre Zeit und unerwartete Zeitfenster bis zu einem Termin fruchtbar nutzen und nicht nur abwarten. Es muss ja nicht mit Stress geschehen.
- Machen Sie sich in Ihrer Zeit- und Arbeitsteilung nicht von anderen abhängig („Ich fange jetzt nicht an zu arbeiten, sie könnten ja gleich da sein“). Kennen Sie vielleicht auch von unpünktlichen FreundInnen?!
- Es war gut, dass ich nicht in 5 Zimmern alles schon unnötig frei geräumt hatte und mir bis zum nächsten Tag „alles im Weg stand“.
- Es war ein gutes Gefühl, meiner Intuition zu folgen. Manchmal sind es die kleinen Entscheidungen, die ein zufrieden machen, weil sie „sitzen“ und richtig waren.
Das ist doch eine Kleinigkeit, denken sie vielleicht. Ja, richtig! Aber es sind doch diese vielen gut erledigten Kleinigkeiten im Alltag, die uns ein gutes Gefühl schaffen. Und viele kleine Ärgernisse können uns schnell den Tag versauen. In die aktuelle Diskussion um das Thema „Achtsamkeit im Alltag“ passt diese kleine Episode sicher gut hinein.
Ich glaube auch, dass das Beachten dieser vermeintlichen Kleinigkeiten unseren Blick für die größeren Entscheidungen schärft und sicherer macht..
Was es mit dem Satz „Überlegen Sie, wie Sie einen Fluss überqueren, erst dann, wenn Sie am Fluss angekommen sind“ noch auf sich hat, schreibe ich Ihnen in einem der nächsten Beiträge. Der stammt aus dem wunderbaren Buch von Jens Baum: „Wie’s weitergeht, wenn nichts mehr geht“.
Darin werden nicht nur die kleinen Entscheidungen wie jetzt, sondern auch die großen Entscheidungen unseres Lebens diskutiert.
- Kennen Sie solche intuitiven Entscheidungen? Aus ein unguten Bauchgefühl heraus getroffen, nach denen Sie hinterher sagen: „Das war genau richtig“, gut, das ich meiner Intuition gefolgt bin!
Ich freue mich von Ihnen und Euch zu hören.
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Foto: Dragnoheart55/pixabay
Sehr interessanter Beitrag, Ich sehe hier regelmäßig