Was mein Basilikum mit Dankbarkeit zu tun hat.

Der Basilikum im Töpfchen neben dem Herd steht dort wohlbehalten schon seit einigen Wochen. Ich freue mich, dass die Pflanze nicht wie früher nach spätestens 2 Wochen eingegangen ist. Zuviel oder zu wenig Wasser, irgendwie hab ich sie immer kaputt „gehegt“.

Freude und auch Dankbarkeit erfüllt mich. Dankbarkeit fragen Sie sich vielleicht…? Ja. Gegenüber dem Tippgeber, wie ich durch ein anderes Gießen länger Freude an der Pflanze habe kann. Dankbarkeit, dass ich solange unsere Salate und Suppen damit verfeinern kann…

Baslikum Zuschnitt

Anlass, heute über das Thema Dankbarkeit zu schreiben. Es taucht ja auch in der aktuellen Lebenshilfe und Ratgeber-Diskussion häufig auf. Und in verschiednen Religionen ist ein wichtiger Teil des Glaubens.

Um was geht es beim Thema Dankbarkeit?

Es gibt die alltägliche Höflichkeit und damit verbundene Dankbarkeit. Wie sich zu bedanken, wenn einem jemand die Tür aufhält oder in der Warteschlange an der Kasse vorlässt. Natürlich sollten wir das Gute, das uns andere Menschen täglich entgegenbringen, nicht als selbstverständlich hinnehmen.  Mir geht es aber bei Dankbarkeit mehr noch um eine grundlegende Sicht auf die Welt und unser eigenes Leben.

Sie kennen vermutlich die Frage: Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Die Antwort, „das halb-volle“ Glas, wird eher den Optimisten zugeschrieben, „das halb-leere“ den Pessimisten. Es wird vermutet, dass alte – und wohl auch unbewusste – Kindheitserfahrungen von Geborgenheit bzw. Versagung oder Entbehrung für die jeweilige Einstellung die Grundlage bilden. Allerdings sind Pessimismus und Optimismus kein fest gemauerter Tatbestand. Sondern sie können im Lebensprozess wie auch andere unserer Einstellungen verändert werden. Das heißt, das Gehirn kann neue Erfahrungen machen und die dafür notwendigen neuen Synapsenverbindungen schaffen.

 Unsere Gedanken prägen unsere Realität, das heisst unsere Einstellungen und unser Verhalten. Da macht es schon einen Unterschied, ob unsere Sicht auf das Lebens-Glas „halb-voll“ oder „halb–leer“ ist. Leer prägt sich ins Unterbewusstsein anders ein als voll. Da bildet sich ab: „zu wenig“ versus „genug da“.

Für unserer Thema Dankbarkeit kann das aber auch heißen das: Es spielt eigentlich keine Rolle, ob wir das Glas halb voll oder halb leer sehen. Sondern, wenn wir Durst haben, könnten wir dankbar sein, dass wir überhaupt ein Glas haben, wo etwas zu Trinken drin ist.

Wie gehen wir durchs Leben?

Es ist wichtig, welche Grundeinstellung wir haben bzw. aus welcher inneren  Einstellung heraus wir leben möchten.  Viele Menschen sehen es als Normalität an, wenn es ihnen gut geht. Erst wenn ihnen etwas fehlt, dann beginnen sie dieses zu vermissen – und das Klagen und Jammern beginnt. Als würde ein Christ im Gebet um noch mehr bitten  – anstatt sich bei seinem Gott für das zu bedanken, was er ihm bereits gab.
Verzichten Sie einmal mal eine Woche lang auf Kaffee oder Ihr Auto oder das Handy.. Dann könnten Sie schnell feststellen und schätzen lernen, wie gut wir es doch haben. Vielleicht würden Sie auch ohne diese Gegenstände „irgendwie“ leben – aber es ist toll, dass wir sie besitzen.

Die Dankbarkeit, die ich meine, löst sich von einzelnen Gegenständen, auch wenn diese Dinge zu unserer Zufriedenheit beitragen. „Meine“ Dankbarkeit umfasst eine grundsätzliche Einstellung zum Leben, zu unserer Existenz, zur Natur, zu den Dingen und unseren Beziehungen. Unsere Dankbarkeit wird so unabhängig(er) von materiellen Gegenständen (auch das neueste Auto wird irgendwann rosten), sondern sie integriert sich in unser Herz, unsere Seele und unsere Gedanken. Wir lösen uns mehr von Äußerlichkeiten oder den jeweiligen Situationen. Wir können gelassener und zufriedener leben, wenn wir nicht immer darauf schauen, was alles noch fehlt.

So kann ich dankbar sein für..

  •  mich selbst
  • meine Freunde und KollegInnen
  • meine Familie
  • das Leben – einfach nur dafür, am Leben zu sein
  • die Zeit, die mir mit dem Leben geschenkt wurde
  • unsere Fähigkeit, die Welt bewusst wahrzunehmen und kreativ in ihr zu wirken
  • meine Erfahrungen und Erinnerungen, die bleiben
  • meine Niederlagen und Siege, die manchmal auch zusammenhängen
  • die Kontakte, die mir manchmal einen Spiegel vorhalten
  • meine Eltern und alles was sie mir mit gegeben haben
  • eine funktionierenden Gesellschaft (vom Kaffee für unterwegs bis zum Strom und der warmen Heizung zu Hause)
  • die Abwesenheit von Krieg
  • die Natur mit Flora und Fauna, die Jahreszeiten und die Vielfältigkeit der Welt
  • für mich in Bonn, ein breites kulturelles und soziales Angebot, jeden Tag und jeden Abend, das ich gar nicht alles nutzen kann
  • die schwere, aber gut überstandene Darmkrebs-OP 2012
  • die Möglichkeit, letztes Jahr ein Haus kaufen zu können mit einem schönen Raum für meine Praxisarbeit
  • für die Idee, in nicht mehr ganz jungem Alter ein Kurs für Nichtsänger ausprobiert zu haben und jetzt in zwei Laienchören mitsingen zu dürfen
  • …….

Sie können diese Auflistung für Ihr eigenes Leben fortführen oder natürlich einzelne meiner Punkte streichen. Und Sie werden sehen, Sie können täglich etwas finden, dass Ihr Leben bereichern kann. Sich mit Dankbarkeit zu beschäftigen ist sicher nur einer von vielen möglichen Wegen zur persönlichen Zufriedenheit. Das Besondere ist jedoch, dass es dazu keiner Ausbildung oder großer zeitlicher Aufwendung bedarf.

Wenn uns die Dankbarkeit für alles Schöne, was wir haben, nicht hilft, was soll dann noch helfen?

Gibt es mit Dankbarkeit dann keine Probleme mehr?

Dankbar leben heißt nicht, alles wie durch eine rosa Brille immer toll zu finden. Oder deswegen schon restlos zufrieden sein und keine Ziele und Visionen mehr zu entwickeln und seinen inneren Impulsen zu folgen. Es gibt schon das eine oder andere Ziel, das noch nicht erreicht ist:

  • Einen bestimmten Künstler endlich mal live zu sehen
  • Einen Marathon zu laufen
  • Beim Tennis den Angstgegner endlich mal zu besiegen
  • einmal eine lang ersehnte Reise zu unternehmen

Sie werden sich aber auch weiterhin in bestimmten Situationen recht heftig ärgern oder verzweifelt sein. Das bedeutet, ja nur authentisch mit unseren Gefühlen umzugehen und das halte ich für gesund. Es gibt auch immer etwas zum ärgern oder zu hadern oder unzufrieden zu sein in unser aller Leben. Oder Sie müssen sich mit Schicksalsschlägen wie Krankheiten, Trennungen oder gar Tod im nahen Umfeld auseinandersetzen. Das lässt sich nicht verhindern. Sie können aber auf dem Weg der Dankbarkeit einen Umgang mit solchen Situationen finden, die das Geschehene nicht noch schlimmer macht es als es eh schon ist. Und den dankbaren und heilsamen Sichtweisen mehr Raum und Wirkung geben und weg von dem, was alles „wieder nicht funktioniert“ oder „so läuft, wie wir es gerne hätten“. Dankbarkeit kann dabei ein hilfreiches Grundgefühl sein, uns auch in schlechten Zeiten befriedigend zu regulieren und die aktuellen Geschehnisse in ein größeres Ganzes einzubetten.

Dankbar oder gierig… Macht Geld glücklich?

Dankbar und dadurch öfters zufrieden zu sein ist etwas Grundlegendes anderes als unbegrenzt und gierig durchs Leben zu hetzen. Die Bankenkrise wurde meines Erachtens neben einer fehlenden Regulierung des Marktes vor allem durch die grenzenlose Gier der Bänker bzw. des Bankensystems ausgelöst. Und das Fehlen jeglicher moralischer Prinzipien. Und trotz aller Beratungsverpflichtungen und „Mea-culpa“-Schwüre scheint es ja bei aktuellen Bankberatungen meist genauso hanebüchen weiter zu gehen wie vor der großen Krise.

Mehr Geld macht zwar zufriedener, aber die Effekte nehmen mit zusätzlichem Einkommen immer weiter ab. Ab 50.000 – 60.000 € im Jahr mehr steigt das Lebensglück einer Studie der Universität Princeton nicht mehr und ein ganzes Stück davor nur noch ein wenig.

Viele reiche Menschen haben längst finanziell ausgesorgt haben, um ohne Not alt zu werden.  Aber es gibt hier wohl unbewusste Motive von „Es ist nie genug“.  Andere meinen, das „Leben schulde Ihnen (noch) etwas und sie seien eigentlich immer zu kurz gekommen“. Da wird sich das Glas im traurigsten Fall niemals voll anfühlen, egal wie viel wir hineinschütten.

Sie sind wie immer eingeladen, sich mitzuteilen…

  • für was Sie im täglichen Leben Dankbarkeit empfinden
  • ob diese Dankbarkeit Ihr Leben und Ihr Lebensgefühl verändert
  • ob diese Dankbarkeit Ihnen auch mehr Gelassenheit bringt
  • ob es etwas im letzten Jahr gibt, für Sie das Sie besonders dankbar sind

Im nächsten Beitrag werde ich eine kleine und leichte, aber dennoch tief wirkende Dankbarkeits-Übung für Ihrem Alltag vorstellen.

Ich möchte schließen mit einem sehr schönen Zitat des Blogger-Kollegen Tim Schlenzig von mymonk.de

Wenn wir uns darin üben, dankbar für die bloße Existenz des Universums, der Pflanzen, Tiere und Menschen und uns selbst zu sein und dafür, die Welt uns das Leben mit allen Seiten kennen lernen zu dürfen, dann kann uns dieses Gefühl tiefer und tiefer durchdringen, uns beleben und durch die Zeiten tragen, anstatt nur für Momente an der Oberfläche vorbei zu rauschen und uns anschließend wieder leer zurückzulassen.“

Ich freue mich wie immer über Ihre Rückmeldungen!

 

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